3-Saiter Bausatz – Die Anleitung

Der Instrumentenbausatz

Du hast vor, dein erstes Instrument zu bauen. Ein gefährliches Unterfangen, denn aus eigener Erfahrung können wir sagen, dass sowas schnell aus dem Ruder laufen kann. Wir übernehmen keinerlei Haftung, für evt. aus diesem Bauvorhaben resultierende Abhängigkeiten gegenüber dem Instrumentenbau. Viel Spaß 😉

In deinem Bausatz hast du

  • einen Hals, der bereits vorgebohrt und angezeichnet ist.
  • eine Pappröhre und Pappstücke um daraus den resonanzkörper zu machen
  • Stimmwirbel aus Draht
  • 15 Kabelbinder für die Bünde
  • ein kleines Stück Holz, aus dem die Brücke wird
  • 3 Gitarrensaiten

Werkzeugliste

Und so geht’s:

1. Die Pappröhre vorbereiten

Zuerst kannst du die fransigen Enden der Röhre etwas säubern/ entgraten. Achte dabei aber darauf, sie nicht zu sehr abzurunden, damit eine gute Fläche für den Kleber bleibt.

Als Nächstes müssen zwei Aussparungen in das Papprohr eingearbeitet werden, in denen der Hals präzise versenkt werden kann. Dazu muss erstmal gemessen werden. Lege dafür den Hals mittig über die Röhre und zeichne die Breite des Halses an. Drehe dann die Pappröhre um und lege den Hals davor, um die Höhe zu markieren.

Jetzt gibt es zwei Optionen:

  1. du sägst die Pappe an den Markierungen gerade ein
  2. du nimmst ein Messer und drückst es mit einer wiegenden Bewegung langsam durch die Pappe (geht sehr gut)

Dann nimm die Säge und säge die horizontale Linie. Hier muss tatsächlich nur ein bisschen gesägt werden (sodass du nicht über die eigentliche Markierung hinaus in die Pappröhre sägst). Dann nimm das fast raus getrennte Stück und brich es beherzt raus. Etwas nachfeilen und fertig ist die Halsaussparung!

Wichtig ist, dass, wenn der Hals in der Aussparung liegt, die Oberkanten von Hals und Röhre exakt bündig sind.

Die Aussparung ist zu klein? Kein Problem, besser zu klein als zu groß. Dann nimm dir eine Feile und vergrößere sie.

Die Aussparung ist zu groß? Auch nicht schlimm. Schneide dir einfach einen kleinen Streifen Pappe zurecht, der genau passt und klebe diesen einfach mit fest, wenn gleich der Hals in die Pappröhre geklebt wird.

2. Hals vorbereiten

Schnapp dir die Holzleiste, die dein Gitarrenhals werden soll und die Raspel. Am besten spannst du sie mit einer Schraubzwinge am Tisch fest, dann kannst du mit beiden Händen arbeiten.

Runde den Bereich, der später das Griffbrett beherbergen wird, schön gleichmäßig ab, damit es sich später beim Akkorde greifen gut anfühlt. Der Unterseite gib eine schöne halbrunde Form, die gut in der Hand liegt. Erst raspeln, dann feilen, dann Schleifpapier. Wichtig ist, dass der Teil des Halses, der später in der Pappröhre stecken wird, nicht rund geschliffen wird! Das macht es sonst viel schwerer, den Hals richtig in die Pappröhre einzusetzen.

An der Stelle, an der der Hals in der Pappröhre verschwindet, muss von oben etwa 7mm vom Holz weg geraspelt werden. Das ist notwendig, damit die Deckelpappe, auf der später die Saiten aufliegen, auf keinen Fall das Holz berührt, denn sie muss frei schwingen können, um den Ton zu erzeugen.

Das wars schon. Dein Hals ist vorbereitet, als Nächstes schnapp dir die Pappröhre!

3. Pappdeckel vorbereiten

Schnapp dir ein Stück Pappe, stelle die Röhre darauf und zeichne 2 Kreise. Schneide die Kreise aus, wahlweise mit Cuttermesser oder Schere. Es kann hilfreich sein, die Kreise erst grob auszuschneiden und dann noch einen Feinschnitt zu machen. Schau, dass die Kreise gut passen. Lieber zu groß als zu klein, abschneiden kann man später immer noch.

4. Die Fusion – Zeit zu verkleben

Du hast den vorbereiteten Hals, die Pappröhre mit Aussparungen und zwei Pappkreise. Nimm den Holzleim und gib eine solide Menge auf die Kanten der Röhre und drücke den Hals rein. Auch auf die Oberseite des Halses (natürlich nur da, wo die Pappe aufliegen wird) kommt Leim.

Wieder 2 Optionen:

  1. Pappdeckel drauf, Stückchen Holz drauf um den Druck der Schraubzwinge gleichmäßig zu verteilen und dann mit der Schraubzwinge an den Tisch spannen.
  2. Lege einfach nur ein Schmierpapier auf, um evt. Leimreste abzufangen und stapel dann Bücher o.ä. zum Beschweren.

Wenn du Bock auf ne stressige Nummer hast, kannst du die Unterseite im gleichen Rutsch mit verkleben (Dann fang aber am besten mit der Unterseite an). Ansonsten mach’s in 2 Runden.

5. Die Brücke

Die Brücke (manchmal auch Steg) ist der Teil der Gitarre, über den die Saiten auf dem Klangkörper laufen.

Spann dir das Brückenholz so fest, dass es seitlich über den Tisch raus steht und raspel/ feile eine schöne Kante. Nimm vom Hals die Maße von den Löchern (die für die Saiten) und feile kleine Einkerbungen für die Saiten in die Brücke. Wichtig ist hier ein spitzer Winkel, sodass die Saiten die Brücke nur an einem Punkt berühren, bevor sie ihre Reise zum Kopf der Gitarre beginnen. Ansonsten kann es zu schnarrenden Geräuschen kommen.

Zuletzt sägst du die bearbeitete Brücke vom Rest des Holzes ab. Nochmal kurz feilen und fertig ist es.

6. Stimmwirbel einsetzten und Kabelbinder-Bünde setzten

Wenn der Leim soweit getrocknet ist, nimm dir die Drahtstimmwirbel und drücke sie in den Hals. Das kann etwas schwer gehen, wird aber einfacher, wenn du zusätzlich zum Druck noch eine hin und her Drehbewegung machst.

Bünde mit Kabelbindern sind super schnell installiert. Ich empfehle mindestens 12 Bünde, damit du am Ende alle Töne (bzw. eine Oktave) unserer Standardtonleiter spielen kannst. Lege die Kabelbinder so an, dass die Verschlüsse an der oberen Kante anliegen (wenn du das Instrument vor dich hältst, als würdest du spielen).

Richte die Kabelbinder so aus, dass ihre Vorderkante genau auf der Markierung sitzt. Ziehe die Kabelbinder kräftig zu, eine Zange kann hier helfen, und schneide sie danach bündig ab.

7. Saiten aufspannen

Jetzt kommt der frickeligste Teil der Operation. Die Saiten müssen drauf. Am unteren Ende ist das noch relativ übersichtlich. Wer schonmal Gitarrensaiten aufgezogen hat, sollte hier keine Probleme haben. Das ist nämlich fast wie bei einer normalen Gitarre:

Kurz zusammengefasst fädelst du die Saite durch das Loch, sodass unten aus dem Loch etwa 5 cm der Saite raushängen. Nimm das kurze Ende und lege es um das lange Ende, welches oben aus dem Hals rausschaut. Dann wickel das kurze Ende um sich selbst zurück. Wichtig! Nicht um das lange Ende wickeln! Je nach Saitenstärke sind 3 bis 5 Umwickelungen gut. Damit die Saiten gut halten, ist es hilfreich, wenn das gewickelte kurze Ende noch um die untere Kante des Halses geht.

Wer sowas noch nie gemacht hat, dem empfehle ich an dieser Stelle die Videoplattform freier Wahl zu konsultieren und nach „Gitarrensaiten aufspannen“ oder „Zimmermannsknoten“ zu suchen.

Die tiefe und dickste G-Saite kommt ganz nach links, wenn du die Gitarre (mit Pappröhrenkörper zu dir) vor dich legst. C-Saite in der Mitte und ganz rechts die hohe und dünnste E-Saite. (Für Linkshänder genau andersrum.)

Wenn das unten so weit geklappt hat, dann ist es Zeit für das nächste Schwierigkeitslevel: die Befestigung an den Stimmwirbeln.

Der Knoten ist quasi der gleiche, nur dass es hier kein Loch zum Durchfädeln und Saitenstabilisieren gibt. Zuerst fädel die Saite durch das obere Loch im Hals, dann hänge die Seite in den inneren Teil des Stimmwirbels und markiere dir die Stelle, in dem du die Saite dort abknickst. Nimm die Saite wieder von dem Stimmwirbel ab und jetzt machst du genau den gleichen Zimmermannsknoten, nur in der Luft. Wichtig ist wieder, das kurze Ende um sich selbst zurückzuwickeln. Wenn du den Knoten hast, stülpe ihn einfach über den Zacken in des Stimmwirbels Mitte und auch diese Hürde ist geschafft.

8. Stimmen

Klemme die Brücke mittig auf die Pappröhre unter die Saiten. Sie muss nicht geklebt werden.

Organisiere dir ein Stimmgerät. Wenn du keines hast, dann lade dir entweder einen chromatischen Tuner als App auf dein Mobiltelefon oder suche im Internet nach Websites, die sowas über den Computer machen. Jetzt hast du eins, super, dann kanns weiter gehen.

Die Stimmung ist G – C – E. Also die vier tieferen Saiten einer Ukulele.

Das Stimmen kann etwas verwirrend sein, da sich die digitalen Stimmgeräte nie ganz sicher sind und manchmal wild zwischen den angezeigten Tönen wechseln. Lass dich davon nicht aus dem Konzept bringen. Auch wenn die Saiten am Anfang noch im Sekundentakt ihre Stimmung verlieren, gib ihnen ein/ zwei Tage und du musst maximal ein bisschen nachjustieren. Wenn du dir unsicher bist, empfehle ich dir auch hier nochmal ein Video zum stimmen zu schauen.

9. Fertig

Gratulation! Das wars, du hältst jetzt dein fertiges, selbst gebautes Instrument in den Händen. Die Stimmung ist offen, wenn du also alle drei Saiten gleichzeitig anspielst, hast du einen fertigen C-Akkord und kannst auch alle anderen Akkorde auf dem Griffbrett greifen. Auf dem Bild unten, siehst du welchen Akkord du bei welchem Bund erhälst. Wenn du Moll Akkorde spielen möchtest, musst du die mittlere Saite jeweils einen Bund weiter vorne abdrücken. Das geht am besten, wenn du mit dem Zeigefinder alle 3 Saiten gleichzeitig drückst und den Mittelfinger für die mittlere Saite nimmst.

Sollten sich deine Fragen nicht geklärt haben, kannst du mich gerne kontaktieren: